Unsere ersten Besuche auf Altenstein
Am 15. Juni 1990 besuchten wir erstmals den Altensteiner Park, standen an der Brüstung der Stützmauer des Schlosses und schauten weit ins Land. Wir waren überwältigt!
Diese erste Begegnung mit Schloss und Park Altenstein verdankten wir dem Ehepaar Herta und Helmut Müller aus Meiningen. Helmut Müller war emeritierter Direktor der Meininger Museen und Herta Müller zu der Zeit Leiterin der Abteilung Musikgeschichte der Meininger Museen. Zusammen mit Renate Hofmann gab sie den Briefwechsel zwischen Johannes Brahms, dem Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen und der Freifrau von Heldburg heraus, und wir waren zu Redaktionsgesprächen nach Meiningen gekommen.
Im Oktober desselben Jahres kamen wir noch einmal nach Meiningen, lernten durch Helmut Müller, einen begeisterten Altensteiner, den Prinzen Friedrich-Ernst von Sachsen-Meiningen kennen und sprachen mit ihm über den Wideraufbau von Schloss Altenstein. Schon zu der Zeit dachten wir an eine museale Nutzung und an ein „Brahms-Zimmer“.
Am 6. April 1995 unternahmen wir erneut, diesmal von Eisenach aus, einen Kurzbesuch auf dem Altenstein. Das Schloss trug noch die farblich falsche Deckung mit roten Flächen und grünen Gitterstreifen. Wir waren bereits von der prachtvollen Lage „infiziert“ und sannen, wie wir zum Wiederaufbau beitragen könnten. Unsere erste Gesprächspartnerin war Edith Raddatz in Schweina, die sich bereits intensiv mit der Baugeschichte des Schlosses befasst und in der Schlossverwaltung ein Archiv eingerichtet hatte.
Unser Engagement für Schloss Altenstein
Im September 1996 verbrachten wir erstmals unseren Urlaub auf Altenstein und wohnten in dem nahe gelegenen Waldhotel „Am Schloßpark“. Inzwischen hatte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Anlage übernommen. Zu einer ihrer ersten Taten gehörte die Neudeckung des Daches, da die Statik nicht mehr stimmte und die Wände auseinanderzudriften drohten. Dabei wurde gleich die falsche Deckung des Schlosses beseitigt und die ursprüngliche Eindeckung wieder hergestellt, allerdings weitgehend mit neu angefertigten Biberschwänzen.
Nach unserem zweiten Urlaub im April 2000 (dem noch viele weitere folgten und folgen werden) wandten wir uns schriftlich an den Direktor der Stiftung, Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus, und baten ihn um Auskunft über die mögliche Zukunft des Schlosses. Wir berichteten ihm von den Aufenthalten von Johannes Brahms auf dem Schloss und von den begeisterten Briefen, die er von dort an Clara Schumann und Fritz Simrock geschrieben hatte, und regten an, mit einer Gedenktafel oder einigen Vitrinen auf Brahms’ Aufenthalte hinzuweisen. Wir wären bereit, uns zu engagieren und Material aus unseren Beständen beizusteuern. Prof. Dr. Paulus war bereit, einen entsprechenden Hinweis in sein „Informationssystem“ aufzunehmen. Über die künftige Nutzung des Schlosses konnte er aber noch keine Auskunft geben. Gedacht sei an ein kulturelles Zentrum, nur fehle noch ein Investor.
Nach einem weiteren Aufenthalt im Juli teilten wir Prof. Dr. Paulus unsere Idee mit, im Altenstein eine kleine Dokumentation über Johannes Brahms einzurichten und sie aus unseren Privatbeständen zu bestücken. Diese Idee fand seine Zustimmung. Er schlug vor, diese Dokumentation zunächst im „Kleinen Schloß-Museum“ im Hofmarschallamt in einer Vitrine unterzubringen. Am 9. September 2001, dem Tag des offenen Denkmals, fand die feierliche Einweihung von Vitrine und Texttafel statt, von der auch der Nord- und Mitteldeutsche Rundfunk sowie der Deutschlandfunk berichteten. Ein Jahr später wurde eine von uns gesponserte Erinnerungstafel an der Schlossbalustrade angebracht.
Unser Engagement hatte inzwischen Aufmerksamkeit erregt, so dass Mitarbeiter des MDR uns um ein Interview und um einen Artikel für die Programmzeitschrift „Triangel“ baten. Dieser erschien dann im Septemberheft. Außerdem interviewten sie uns zum Thema „Brahms auf Altenstein“. Das Interview wurde in der Reihe „Pasticcio“ gesendet und auch vom Deutschlandfunk übernommen.
Spezielle Publikationen zu „Brahms auf Altenstein“
Um die Besucher von Park und Schloss Altenstein über Brahms’ Aufenthalte dort zu informieren, beschlossen wir, einen Flyer herzustellen, der diese Aufgabe übernähme. Zunächst gänzlich als Eigeninitiative von uns gedacht – wir hatten auch schon einen Drucker in Lübeck dafür gewonnen -, wünschte die Stiftung dann doch eine Annäherung an die Gestaltung ihrer Flyer. Text und Bilder sowie die Druckkosten waren unsere Sache, aber die Titelgestaltung wurde von der Stiftung entschieden, so dass wir erst zu Weihnachten 2001 die fertigen Flyer in Händen halten konnten. 2005 erschien dann schon die zweite Auflage, ebenfalls auf unsere Kosten.
Der Flyer war ein erster Schritt, um das Thema „Brahms auf Schloss Altenstein“ publik zu machen. Nachdem wir schon einige Vorträge gehalten und diverse Beiträge geschrieben hatten, wollten wir eine eigene Broschüre zu dem Thema herausgeben. Wir gewannen den Verlag Kamprad in Altenburg (Thür.) dazu, unseren Text mit vielen Abbildungen zu drucken, allerdings nur unter der Bedingung, dass wir einen Teil der Auflage abnahmen. Im September 2003 lag das fertige Produkt vor uns und wurde nun nicht nur auf dem Altenstein, sondern auch von den verschiedenen Brahms-Gesellschaften verkauft. Die publizistische Darstellung dieses Themas gipfelte schließlich in dem „Amtlichen Führer Special“ der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten „Johannes Brahms auf Schloss Altenstein und am Meininger Hof“, erschienen 2012 im Deutschen Kunstverlag. Hier findet sich schon ein Katalog mit Beschreibungen der wichtigsten Exponate für das „Brahms-Zimmer“.
Zustiftung für Schloss Altenstein
Unsere Vorstellungen reichten aber noch weiter. Wir hatten, nachdem unsere erste Brahms-Sammlung in das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck eingegangen war, natürlich weitergesammelt. „Einmal Sammler – immer Sammler“. Die eine Vitrine im „Kleinen Schloß-Museum“ war uns viel zu wenig, wir dachten an ein Brahms-Gedenkzimmer im Schloss und trugen diesen Wunsch auch Prof. Dr. Paulus vor, der uns den ersten Bow-Window-Raum neben dem Festsaal als Gedenkzimmer vorschlug. Nun begannen wir, für die Aufenthalte von Brahms 1894 und 1895 als Gast Herzog Georgs II. eine umfangreiche Dokumentation mit Briefen, Bildern, Fotos, Statuetten und drgl. nicht nur zu Brahms, sondern auch zu Herzog Georg II. und der Freifrau von Heldburg zusammenzutragen und diese Sammlung der Stiftung zur Verfügung zu stellen. Am 20. Oktober 2005 wurde schließlich ein Vertrag über die Übergabe dieser Sammlung unterzeichnet und dieser am 3. November vom Stiftungsrat bestätigt.
Als Blickpunkt für das Brahms-Zimmer hatten wir bereits 2004 von dem Bildgießer Michael Wittkamp eine Bronzekopie des Modells eines Brahms-Denkmals von Reinhold Felderhoff gießen und nach Altenstein transportieren lassen.
Chinesisches Kabinett
Seit vielen Jahren befassen wir uns noch mit einem ganz anderen Sammelgebiet: nämlich dem Sammeln von chinesischer Kleinkunst, vor allem aber von Snuff bottles, den Schnupftabakfläschchen, die in China seit dem 16. Jahrhundert eine ganze Industrie beschäftigt haben. Angesichts der Tatsache, dass im Zeitalter der Aufklärung die Chinamode in Europa en vogue war, hatte Herzog Georg I. sich um 1800 auch mit Chinoiserien umgeben; den Park zierten ein chinesisches Häuschen und eine Rotunde, geplant war weiterhin ein chinesisches Dorf und dazu ein chinesisches Tor, das wohl kurze Zeit tatsächlich existiert hat. Im Schloss befanden sich viele kleine chinesische Kunstgegenstände. Auch zu Zeiten Herzog Georgs II. waren zahlreiche Chinoiserien im Schloss vorhanden, und die Freifrau von Heldburg hatte ihm 1891 zwei große chinesische bronzene Vasen geschenkt, die bei der Zerstörung und Plünderung des kaiserlichen Sommerpalastes bei Peking während des zweiten Opiumkrieges 1860 von britischen und französischen Streitkräften mitgenommen worden waren.
Diese Tradition wollen wir wieder aufleben lassen, indem wir im Schloss ein sog. „chinesisches Kabinett“ einrichten, in dem vor allem Snuff bottles gezeigt werden, da in keinem deutschen ostasiatischen Museum diese kleinen Fläschchen eine Rolle spielen, sondern nur sehr vereinzelt zu sehen sind. Auf Schloss Altenstein sollen sie den Schwerpunkt der Ausstellung bilden. Zu diesem Zweck übergaben wir der Stiftung Ende 2003 aus unserem Bestand 150 Snuff bottles. Inzwischen ist die Zahl auf 250 gestiegen und es werden noch weitere folgen.
Durch unsere Schenkung veranlasst, boten uns im Mai 2005 die Geschäftsführer des chinesischen Reisebüros „Himmelsdrachen“ in Frankfurt /Main, das Ehepaar Frau Zhang und Herr Jin, sechs große chinesische Ziervasen als Geschenk für Schloss Altenstein an. Im März 2006 übergaben sie noch weitere 15 kleinere chinesische Ziervasen.
Für unser Engagement für Schloss Altenstein erhielten wir am 9. Mai 2006 bei einem Festakt anlässlich der Saisoneröffnung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten den Christian-August-Vulpius-Preis, den Mäzenaten-Preis der Stiftung, überreicht.
Beginn des Wiederaufbaus
Schon in unseren Gesprächen mit Prof. Dr. Paulus im Jahre 2003 wurde deutlich, dass der Baubeginn aus finanziellen Gründen kaum vor 2010 liegen könne. So wurde in unserer Schenkungsurkunde festgelegt, dass mit dem Wiederaufbau des Schlosses Altenstein bis spätestens 2010 begonnen werden und dass die übereignete Schenkung bis 2015 im Schloss eine angemessene Aufstellung als Ausstattung der historischen Räume finden solle.
Um weitere finanzielle Unterstützung zu erhalten, wandten wir uns im Juli 2007 an den Beauftragten der Bundeskanzlerin für Kultur und Medien, Staatsminister Bernd Neumann, MdB, schilderten ihm unser Engagement für das „Brahms-Zimmer“ und baten ihn um Unterstützung. Er antwortete uns am 10. September 2007, dass seine Unterstützung nur möglich wäre, wenn auch der Freistaat Thüringen das Projekt unterstütze, dieser sei, wie er gehört habe, grundsätzlich dazu bereit. So begann sich die finanzielle Lage zu bessern und im Jahre 2010 begannen tatsächlich die ersten Aufbaumaßnahmen. Im Nutzungskonzept war von vornherein eine gastronomische Nutzung vorgesehen, wofür zunächst eine Küche, die heutigen Ansprüchen genügt, gebaut werden musste. Inzwischen ist sie im Rohbau abgeschlossen. Sie befindet sich unter der Küchenterrasse am Hang. Später einmal soll die Küchenterrasse wieder hergestellt und auch der Brunnen, der einstmals dort stand, wieder errichtet werden. Augenblicklich finden die Arbeiten im Schloss statt.
Zunächst mussten die vielen kleinen Zwischenwände, die in den 80-er Jahren des vorigen Jahrhunderts eingebaut worden waren, herausgerissen werden. Da das „Brahms-Zimmer“ 2015 fertig sein soll, begannen die Arbeiten zunächst auf der Nordseite mit dem Festsaal. Dessen ursprüngliche Raumgröße ist inzwischen wieder zu erkennen, auch die Holzkonstruktion der Decke, die einmal die Kassettendecke halten soll, ist schon eingebaut. Im Augenblick wird das „Brahms-Zimmer“ in seiner räumlichen Erscheinung gebaut.
Wir fahren so oft wie möglich für kürzere oder längere Zeit nach dem Altenstein, um uns die Baufortschritte anzusehen und sie fotografisch festzuhalten. Die Baurarbeiten ziehen sich allerdings viel länger hin, als wir erhofft und auf Grund unserer Vereinbarung erwartet hatten. Die Räumlichkeiten für das Brahms-Zimmer und für das Chinesische Kabinett werden erst Ende 2015 fertig sein. Danach folgt die ganze Inneneinrichtung, die noch ein Jahr in Anspruch nehmen wird. Wir haben daher vorgeschlagen, dass das Brahmszimmer und das Chinesische Kabinett zu Brahms' 184. Geburtstag, am 7. Mai 2017 eröffnet werden sollen.
Am 7. Mai 2017 fand um 14.00 Uhr in Form eines Festaktes die feierliche Eröffnung der beiden AUsstellungsräume im noch nicht wieder hergestellten Speisesaal statt. Die sehr aufwendige Kassettendecke konnte jedoch bereits bewundert werden. Eröffnet wurde die Feierstunde durch die neue Direktorin der Stiftung Thüringer Schlässer und Gärten, Frau Dr. Doris Fischer, Grußworte sprachen die Staatssekretärin Frau Dr. Babette Winter und Kurt Hofmann, den Festvortrag hielt Frau Prof. Dr. Christiane Wiesenfeldt. Die musikalische Umrahnng wurde von dem Klarinettenquartett 3plus1 mit Bearbeitungen von Brahmsschen Werken und einer Serenade von Robert Stark gestaltet.
Die beiden Ausstellungsräume können nach Voranmeldung zu bestimmten Zeiten besichtigt werden, da sie sich ja in einer Baustelle befinden. Wenn das Schloss wiederhergestellt ist, gibt es dann normale Besuchszeiten.